Wie war der Alltag in den 70er Jahren?
Die 60er Jahre waren geprägt von Protesten, Rockmusik und kaum ein anderes Jahrzehnt, hat die Menschen in Deutschland so verändert. Auch in den 70er Jahren wirkte die Kultur noch nach. Besonders die Umwelt rückte nach und nach in den Fokus der Öffentlichkeit. Das machte sich besonders durch die Formation der Anti-Atomkraft-Bewegung, die Ölkrise sowie den autofreien Sonntagen im Jahr 1973 bemerkbar. Diese Themen regten zu zahlreichen Debatten über die energiesparenden Technologie an.
Die 70er Jahre
Wenn man heute an die 70er Jahre zurückdenkt, dann fällt einem sofort die linksextremistische Rote Armee Fraktion ein, die im Deutschen Herbst 1977 im ganzen Land für Schrecken und Terror gesorgt haben. Natürlich gibt es über die 70er Jahre auch viel Positives zu berichten. Sie waren die Zeit der Discos, Schlaghosen und Plateauschuhe. Die Schlaghosen waren sehr gewöhnungsbedürftig. Oftmals wurde sie zur Stolperfalle. Getanzt wurde vor allem zu den Songs von den Bee Gees und ABBA. Die englische Band Queen revolutionierte in dieser Zeit durch operettenhafte Klänge die Rockmusik. Die Haare der Männer waren lang, genau wie die Koteletten. Die Jugendlichen rebellierten durch besonders auffällige Frisuren. Bei den Frauen dagegen lagen kurze Hot Pants im Trend. 1970 wurde die erste Tatort Folge ausgestrahlt. Bis heute hat sich das Ritual bei vielen Menschen gehalten, am Sonntagabend eine Tatort Folge zu sehen. Die Begeisterung für diese Krimiserie scheint nicht abzuflachen.
Wie war der Alltag in den 70er Jahren?
In den 70er Jahren wurden die Frauen noch mehr als Hausfrau und Mutter angesehen. Nur die wenigsten Frauen gingen zu dieser Zeit arbeiten. Sie kümmerten sich um den Haushalt, während die Männer zur Arbeit fuhren. Zu dieser Zeit gab es noch keine Anschnallpflicht. 1973 fuhr der erste VW Golf vom Fließband. Er war sehr beliebt und zählt sogar als meistverkauftes Auto aller Zeiten. Am Wochenende fuhr man mit der Familie raus ins Grüne. In den Sommerferien wurde das Fahrzeug bis kurz vorm Überladen vollgepackt und die Reise Richtung Ostsee oder italienische Küste angetreten. Frauen, die sich dafür entschieden haben, ebenfalls zu arbeiten, mussten damals in Kauf nehmen, dass sie für ihre Tätigkeit viel schlechter bezahlt wurden, wie ihre männlichen Kollegen.
Typisches Essen der 70er Jahre
In diesem Jahrhundert wurden Lebensmittel wie zum Beispiel Schweinefleisch durch die Massenproduktion qualitativ immer schlechter. Der sonntägliche Braten war häufig nicht mehr wie ein faseriger Klumpen. Fertigprodukte rückten immer mehr in den Fokus der Hausfrauen. Viele Mütter griffen beim Kochen zu Tütenpudding, Fertigsoßen und vielen Geschmacksverstärkern wie Maggiwürze oder Fondor. Sogar in den Grillbüchern des Jahrzehnts wurden bei den Zutaten unter anderen Dosenpilze oder Kartoffeln aus dem Glas erwähnt. Gegrillt wurde am Wochenende meistens Bratwurst oder Bauchspeck. Besonders auf den Grillplätzen gab es große Rauchwolken, die sich nur langsam auflösten. Mit der heutigen Grillkultur war das nicht wirklich vergleichbar. Kinder freuten sich über das “Dreh und Trink” oder über ein Mini-Milk, dass damals nur 5 Pfennig gekostet hat. Auch das Eis “Brauner Bär” war der Renner.
Eine andere Zeit
Kaum jemand hatte bis zum Ende der 70er Jahre einen Farbfernseher. Es gab nur 3 Programme: ARD, ZDF und WDR. Nur Haushalte, die in der Nähe der holländischen Grenze lagen, konnten zwei niederländische Kanäle zusätzlich empfangen. Das Programm liefen viele Spielfilme. Besonders die 50er Jahre Liebesfilme mit Rock Hudson oder Jack Lemon wurden gezeigt. Nachts gab es kein Fernsehprogramm. Nach der Nationalhymne sah man ab 1 Uhr bis morgens nur noch ein rauschendes Flackern. Damals war es noch völlig normal, dass in einem 20 qm² Raum von 4 Personen vor den Kindern geraucht wurde. Genauso normal war es, wenn an den Straßen Autos zu sehen waren, die teilweise handtellergroße Roststellen hatten. Früher gab es noch keine Abgasuntersuchung. Jeder hat selbst am Motor des Fahrzeugs herumgeschraubt. Zusätzlich wurde viel Wert darauf gelegt, dass das Fahrzeug am Wochenende gewaschen wurde. In großen Städten wie Berlin oder Düsseldorf stanken die Straßen stark nach Dieselruß und unverbranntem Benzin. Das Benzin war in den 70er Jahren noch sehr bleihaltig.
Typisch für die 70er Jahre
Bei den Kindern war Playmobil sehr beliebt. Es handelte sich um ein neues Spielzeug, dass nicht kaputt zu gehen schien. Eine Konkurrenz zu dem Plastikspielzeug war PlayBig. Ein Unterschied zu Playmobil war, dass diese Spielfiguren nur über eine mäßige Haltbarkeit aufwiesen. Im Radio lief häufig echte Rockmusik. Besonders der Sender SWF 3 spielte fast den ganzen Tag Hardrock oder progressive Rockmusik. Kassettenrekorder und Kassetten wurden in den 70er Jahren immer günstiger. Gegen Ende der 70er Jahre wurde das Reineisenband und Chromband eingeführt. Dadurch hatten die Kassetten eine HIFI-Qualität. Besonders bei Jugendlichen stand ein Kassettenrekorder ganz oben auf der Wunschliste zu Weihnachten. Dadurch bestand die Möglichkeit, die Lieblingssongs aus dem Radio mitzuschneiden oder aus der eigenen Plattensammlung spezielle Mixtapes zu erstellen. Bei den jüngeren Zuhörern war der Südwestfunk sehr beliebt, der 1975 mit SWF 3 ins Leben gerufen wurde. Dieser Sender spielte vor allem Rock- und Popmusik. Die höchsten Einschaltquoten hatte bei den jüngeren Zuhörern aber Radio Luxemburg. Da der Sender SWF 3 über UKW gesendet hat, war die Klangqualität bei den Songs deutlich besser. Aus diesem Grund wurde besonders dieser Sender für das Aufnehmen der Lieblingsmusik genutzt.